Die WEIDENSTEIN-Prinzipien
Die Idee für WEIDENSTEIN entstand Anfang der 2010er Jahre aus der Überzeugung heraus, dass jeder Mensch Zugang zu einer bestmöglichen Gesundheitsversorgung haben sollte und der Erkenntnis, dass das deutsche Gesundheitswesen in der heutigen Form diesem Anspruch kaum gerecht wird. Durch die Verknüpfung der nachfolgend beschriebenen Kernprinzipien soll die Vision einer Gesundheitsversorgung Wirklichkeit werden, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht.
Leistungsfähige Versorgungsprozesse
Leistungsfähige Versorgungsprozesse sind in der Gesundheitsversorgung von entscheidender Bedeutung, weil sie es ermöglichen, die knappen Ressourcen zielgerichtet einzusetzen und auf diese Weise mit einem möglichst geringen Aufwand einen bestmöglichen Erfolg zu erreichen. Dies führt zu kürzeren Wartezeiten, schnelleren und präziseren Diagnosen und zu einer insgesamt effektiveren Versorgung.
Darüber hinaus trägt eine gut strukturierte Prozessorganisation zur Reduktion von Fehlern und Komplikationen bei, was die Versorgungssicherheit erhöht. Klare Kommunikationswege und gut koordinierte Abläufe fördern außerdem eine nahtlose Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Fachbereichen und medizinischem Personal.
Nicht zuletzt ist eine effiziente Prozessorganisation auch wirtschaftlich von Vorteil, da sie die Nutzung von Ressourcen optimiert und dazu beiträgt, Kosten zu senken. Das eingesparte Geld verbleibt aufgrund der konstitutionell verankerten Vermögensbindung in der WEIDENSTEIN GmbH und wird in die Versorgung reinvestiert.
Prozessautomatisierung ("Digitalisierung")
Der Begriff "Digitalisierung" meint im Prinzip nichts anderes, als dass bestimmte Prozessschritte eines Prozesses oder gesamte Prozesse nicht mehr vom Menschen, sondern von einer digitalen Anwendung automatisiert erledigt werden. Einige Versorgungsprozesse wie Big Data-Analysen oder die Telemedizin werden durch technologische Unterstützung überhaupt erst möglich.
Durch einen sinnvollen Einsatz von (digitalen) Technologien können die Beschäftigten von belastenden Tätigkeiten (z.B. Dokumentation, Verwaltungsaufgaben) entlastet werden und es wird Freiraum für Tätigkeiten geschaffen, bei denen menschliche Zuwendung wirklich wichtig ist.
New Work: Selbstbestimmt im Team arbeiten
Wir verstehen New Work als Oberbegriff für ganz unterschiedliche Konzepte der Zusammenarbeit, bei denen die Beschäftigten die Art und Weise der Zusammenarbeit anhand ihrer eigenen Bedürfnisse weitestgehend selbstbestimmt gestalten können. Viele Unternehmen haben bereits gezeigt, dass nicht nur die Mitarbeitendenzufriedenheit auf diese Weise gesteigert werden kann, sondern auch die Resilienz des Unternehmens verbessert werden kann.
Qualifizierung
Wenn sich die Arbeitswelt verändert, müssen sich auch die Beschäftigten mit der Arbeitswelt verändern. Junge Menschen erlernen andere Kompetenzen im Rahmen ihrer Berufsausbildung als die Jahrgänge zuvor und selbst erfahrene Fachkräfte werden vor neue Herausforderungen gestellt. Durch gezielte Qualifizierungsmaßnahmen wollen wir die Menschen für die Arbeitswelt der Zukunft fit machen.
Verantwortungseigentum als Rechtsform
Die Eigentümerschaft eines Unternehmens wirkt sich auf die Art und Weise aus, wie das Unternehmen am Markt agiert. Während viele Unternehmen in öffentlicher Trägerschaft sehr schwerfällig agieren, sind privatwirtschaftliche Unternehmen oft deutlich agiler. Investorenbetriebene Unternehmen werden allerdings regelmäßig dafür kritisiert, dass die Gesundheitsversorgung lediglich Mittel zum Zweck ist und der eigentliche Unternehmenszweck der Wertzuwachs des eingebrachten Investments ist.
Die WEIDENSTEIN GmbH ist als Unternehmen in Verantwortungseigentum ein Purpose-Unternehmen und verknüpft auf diese Weise das Beste aus beiden Welten. Die Eigentümer:innen können bis auf eine geringe Verzinsung des Stammkapitals keine Dividenden ausschütten und ihre Geschäftsanteile nur zum Nennwert und ausschließlich innerhalb der WEIDENSTEIN-Familie verkaufen. Die privatwirtschaftliche Unternehmensstruktur ermöglicht es, agil zu bleiben, uns auf die Bedürfnisse von Patient:inn:en und Beschäftigten zu konzentrieren und schnell auf neue Anforderungen zu reagieren. Die Vermögensbindung verhindert es aber, dass Gewinne als Dividenden an die Eigentümer ausgeschüttet oder die Gesellschaftsanteile gewinnbringend verkauft werden können. Somit bleibt dem Unternehmen sein Vermögen dauerhaft erhalten, um es in den Purpose zu reinvestieren. Damit ist sichergestellt, dass das Unternehmen langfristig unabhängig bleibt und das Vermögen des Unternehmens dauerhaft dem Purpose dient.
Der Ansatz der Purpose-Economy besteht darin, privatwirtschaftliche Strukturen zu schaffen, bei denen die Verantwortung für das unternehmerische Handeln ausschließlich in den Händen von Personen liegt, die den Werten des Unternehmens langfristig verbunden sind. Ein Purpose-Unternehmen ist ein Unternehmen, welches die nachfolgend genannten Grundsätze der Purpose-Economy im gesamten unternehmerischen Dasein verankert.
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Purpose-Orientierung
Das Unternehmen verfolgt das Ziel, einen bestimmten Purpose zu verwirklichen. Anders als in Profit-Unternehmen ist es nicht das Ziel, die finanziellen Interessen der Eigentümer:innen zu erfüllen.
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Kapitalbindung
Weder Gewinnentnahmen noch die Einbehaltung von Liquidationserlösen durch Eigentümer:innen sind möglich. Geschäftsanteile können nur zum Nennwert veräußert werden. Das Kapital bleibt somit dauerhaft für die Verwirklichung des Purpose erhalten.
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Selbstbestimmung
Die Stimmrechte und damit die Kontrolle über das Unternehmen liegen bei Menschen, die mit dem Unternehmen langfristig verbunden sind. Eine Veräußerung oder Vererbung von Stimmrechten ist nur in Ausnahmefällen möglich.
In einem Purpose-Unternehmen nimmt der Unternehmer anders als in klassischen Unternehmen die Rolle eines Treuhänders ein, der seine eigenen Interessen denen des Unternehmens unterordnet.
Warum ist Verantwortungseigentum überhaupt notwendig? Könnte statt einer eigenständigen Rechtsform oder eines derart komplexen rechtliches Konstrukts nicht einfach eine gemeinnützige Rechtsform gewählt werden können? Nein, denn die Gemeinnützigkeit ist ein steuerrechtlicher Status, der steuerliche Vorteile für Unternehmen mit ganz bestimmten Zwecken bietet. Allerdings geht dies mit erheblichen bürokratischen Hürden einher und beschränkt das unternehmerische Handlungsfeld auf die als gemeinnützig definierten Zwecke. Im Gegensatz dazu betrifft das Verantwortungseigentum ausschließlich das Rechtsverhältnis zwischen Eigentümer:in und Unternehmen und schränkt den unternehmerischen Handlungsspielraum ansonsten nicht ein. Jeder beliebige Unternehmenszweck kann von Unternehmen in Verantwortungseigentum verfolgt werden.